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Mittwoch | 24.5.2023 | 20:00 Uhr

WINTERPOEM 20/21

Moderation: Olga Radetzkaja
Übersetzung: Christiane Körner

„Mir fällt es heute schwer, das Winterpoem wiederzulesen, gerade weil so vieles darin plötzlich näher und konkreter ist als zum Zeitpunkt des Schreibens. Aber stärker noch ist ein anderes Moment: das Gefühl, dass wir (die wir in Russisch sprechen und schreiben, die wir in Europa leben …) in einer plötzlich zäh gewordenen historischen Zeit feststecken und erst langsam, dann immer schneller rückwärtsrutschen, zurück in die Vergangenheit, in archaische, statische Schichten, wo jedes Wort in der Luft gefriert“, so Maria Stepanova in einem luziden Gespräch mit ihrer Übersetzerin Olga Radetzkaja, das ihren neuen Gedichtband Winterpoem 20/21 (Suhrkamp) abschließt. Ein weltpoetischer Band, geschrieben auf einer Datsche im Winter der Pandemie. Ein Exil vor dem Exil, auch dem realen von Maria Stepanova im heutigen Berlin, deren polyphones und feingliedriges Poem nunmehr anders gelesen wird als vor der europäischen Katastrophe des 24. Februar 2022. Hier wird das Wort von der poetischen Vision Wirklichkeit.